Berufsbegleitende Fortbildung zum Restaurator/in im Maler- und Lackiererhandwerk
Mit der Erfindung der Silikatfarbe durch Adolf-Wilhelm Keim und deren Patentierung 1878 wurde ein Meilenstein im Bereich der Anstrichstoffe gesetzt. Silikatfarben begleiten die Architekturgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts: vom Historismus über den Jugendstil und das Bauhaus bis zu den spektakulären dekonstruktivistischen Bauwerken der Gegenwart. Sie begeistern seit Generationen Architekten, Handwerker und Künstler, und finden überall dort Anwendung, wo hohe ästhetische, gesundheitliche und bauphysikalische Ansprüche an Architektur und Farbe gestellt werden. Aus gestalterischer, ökologischer wie auch aus bauphysikalischer Sicht gewinnt die richtige Wahl des Oberflächenmaterials zunehmend an Bedeutung. Algenbildung auf WDVS, frühzeitiges Abwitterungsverhalten, Verschmutzungsneigung von Anstrichen, Feuchtehaushalt von Fassaden, Schimmel,..

Berufsbegleitende Fortbildung zum Restaurator/in im Maler- und Lackiererhandwerk

Wer als Meister oder Meisterin arbeitet, ist bereits qualifiziert. Wer sich aber um historische Substanz kümmert, muss in jedem Bau mit Überraschungen rechnen. Das erfordert im jeweiligen Fach eine besondere Umsicht, eine Menge Erfahrung und permanente Weiterentwicklung. Die Führungskräfte im Handwerk bauen durch den Zertifikatslehrgang in der Propstei Johannesberg ihre Kenntnisse und Fertigkeiten aus und lassen dies sichtbar dokumentieren: Der/die Malermeister/in legt vor der Handwerkskammer Kassel eine Prüfung ab und trägt den beurkundeten Titel „Restaurator/in im Maler- und Lackiererhandwerk“.
Die Fortbildung gliedert sich in zwei Teile: Das fachrichtungsübergreifende Seminar findet im Januar 2018 statt. Die Lehrinhalte beziehen sich unmittelbar auf die von den besonderen Rechtsvorschriften festgelegten Prüfungsfächer und beinhalten Kunst- und Kulturgeschichte (Baugeschichte), Materialkunde (Werk- und Baustoffkunde) sowie Bestandsaufnahme und Dokumentation. Ebenso werden die notwendigen Kenntnisse zu Denkmalschutz, Denkmalpflege, zum öffentlichen und privaten Recht und zur Bauphysik vermittelt. Ergänzend finden Übungen zu Aufmaß- und Dokumentationstechniken statt. Das im Februar 2018 anschließende fachspezifische Praxisseminar für Maler- und Lackierermeister/innen wird in Teilzeitform in Modulen von drei bis vier Tagen angeboten, um den berufsbegleitenden Besuch zu ermöglichen. Historische Handwerks- und Sanierungstechniken (wie beispielsweise die Imitationstechniken Marmorieren und Maserieren, Kalktechniken: Fresko und Sgraffito, Secco- und Leimfarbentechniken, Vergolden und Schriften) werden in der Werkstatt eingeübt und in Projektarbeiten angewendet. Für die Höherqualifizierung zum/zur Restaurator/in im Handwerk ist eine finanzielle Förderung über das Aufstiegs-BAFöG möglich.
Handwerksgesellen und -gesellinnen steht es offen, sich zum/zur Maler/in für Instandsetzungsarbeiten in der Denkmalpflege weiter zu qualifizieren. Dieses Seminar findet ab Januar 2018 ebenfalls in berufsbegleitender Form statt.Das Denkmal Propstei Johannesberg mit seiner Bau- und Restaurierungs-
geschichte und vielen Anschauungsobjekten bietet zusammen mit den funktionalen Werkstätten und gut ausgestatteten Seminarräumen beste Voraussetzungen für erfolgreiches, gemeinsames Lernen. Die Propstei Johannesberg gGmbH kombiniert und leistet in Deutschland eine einmalige Bildungs- und Kommunikationsarbeit: die Gesellschafter, Beiratsmitglieder und Dozenten/innen decken verschiedene Berufsgruppen ab. Sie sind tätig im Handwerk, in der Restaurierung, im Architektur- und Ingenieurwesen, in der Denkmalpflege, als Vertreter der Kammern, Städte und Kommunen oder üben eine Lehrtätigkeit an Universitäten und Fachhochschulen aus. Die Erfahrungen und das Wissen aus der Praxis fließen in die Seminare und Veranstaltungen mit ein und gewähren einen regen interdisziplinären Austausch. Groß geschrieben wird hier das kooperative Miteinander und der Dialog aller Gewerke und Disziplinen, auch über die Zeit des Seminarbesuchs hinaus. Die Fortbildungseinrichtung trägt das Qualitätssiegel der Weiterbildung Hessen e.V. und wird regelmäßig zertifiziert, womit die Durchführung qualitätsvoller Seminare garantiert ist.